AZ 26.05.2002
Aargauer Zeitung, 26.05.2002 15:32
Brugg: Aquarelle und Erdbilder von Mariann Schneider-Keller im Salzhaus
Andeutungen und Abstraktionen
In der Galerie im Salzhaus in Brugg werden immer wieder Begegnungen mit besonderen Kunstschaffenden möglich. So auch zu Beginn der Saison 2002 mit der seinerzeit im Bezirk und heute am Zürichsee lebenden Malerin Mariann Schneider.
Luft und Erde
Zwei Stichworte, die allein schon zu Einblicken in das, was die Künstlerin damit meint und aus ihrer Sicht ausdrückt, einladen. Und natürlich zu Vergleichen mit eigenem Denken und Fühlen animieren sollen. Das gelingt mit den räumlich bewusst getrennt gezeigten Bildern sehr gut. Auf der einen Seite die Aquarelle, mit übereinander gelegten Schichten starke Farbakzente setzend, aus denen Konkretes wie Blumen, ein Strauss, ein Fenster, Gläser, Landschaften in Spuren herauszulesen ist. Eine Symphonie von Farben, die das Auge fesselt. Andeutungen, die die Fantasie des Betrachtenden weiter führen. Aber, besondere Aufmerksamkeit fordernd, auch auf wenige Striche reduzierte Stilleben (vor allem in der Mappe), ein Gefäss, ein Glas – auf die Fläche des Papiers gestellt und die einfache Form mit zarten Farbtönen hervorgehoben. Auch Mischtechniken sind hier zu sehen, eingearbeitete Fasern, die die Flächen strukturieren, ihnen Tiefe geben.
Diese Mischtechnik wendet die Künstlerin in ihren Erdbildern, die im andern Raum zu sehen sind, noch gezielter an. Damit verleiht sie diesen Werken, auf den ersten Blick dunkel lastend, auf den zweiten zum näher Hinschauen animierend, eine faszinierende Spannung. Aus der Erde südlicher Länder, vor allem aus der roten der Toscana, pflegt sie die Farbpigmente auszuwaschen, aufzubereiten und dann – zumeist mit den Händen, wie sie erläuterte – auf die Leinwand zu bringen. Abstrahierend verarbeitet sie so ihre ureigensten Eindrücke von Landschaften, Naturphänomenen und auch mal einer Stadt quasi körpernah. Zum Beispiel das Bild «Venedig». Hier hat sie die Farbe buchstäblich von den Mauern der Palazzi gewonnen, hat verstanden, die nicht mehr ganz taufrische Pracht damit anzudeuten und mit einem Quadrat in Blattgold in der Wirkung noch zu vertiefen.
Sonnenuntergang über der eingedunkelten Erde
Dieses Gold leuchtet, mehr oder weniger strahlend, und kennzeichnet auch weitere dieser Bilder; eindrückliche Beispiele sind der Sonnenuntergang über der eindunkelnden Erde oder die goldene Tasse. Die feinen, vielfarbigen Sandkörner, die nach der Pigmentgewinnung übrig bleiben, verarbeitet Mariann Schneider bis heute (noch) nicht, aber dafür anderes. Liegen gelassene Gegenstände wie Eisenbeschläge einer Landmaschine oder auch kleine Fundstücke – ein Sammelsurium, das im Sieb zurückbleibt oder das sie einfach aufhebt und nach Hause bringt.
Das jugendliche Gitarren-Ensemble der Musikschule Brugg hat die Stimmungen mit drei Beiträgen an der Vernissage auch musikalisch umzusetzen gewusst. Die Ausstellung dauert bis zum 9. Juni, geöffnet Mittwochs und Freitags von 17 bis 19 Uhr, Samstags und Sonntags von 14 bis 17 Uhr; an den Sonntagen ist die Künstlerin anwesend. (az/fr/kru)